Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojekts StressRes, das Teil der Fördermaßnahme LURCH – Nachhaltige Grundwasserbewirtschaftung ist, fand am 8. April 2025 ein Stakeholder-Workshop an der Universität Freiburg statt. Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines integrierten Monitoring- und Modellsystems, das es ermöglicht, auf Basis von Szenarien Belastungsfaktoren („Stressoren“) sowie geeignete Maßnahmen zur nachhaltigen Bewirtschaftung von Grundwasserressourcen und zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung zu bewerten.
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Im bisherigen Projektverlauf wurden bereits umfangreiche Stakeholderdialoge durchgeführt. Ziel des Workshops war es, zusätzliche Anforderungen und Perspektiven potenzieller künftiger Anwenderinnen und Anwender einzubeziehen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sollen insbesondere in die abschließende Projektphase einfließen und die Anwendungsorientierung der Projektergebnisse weiter stärken.
Das Workshopformat war bewusst interaktiv angelegt. In kleinen Arbeitsgruppen diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Behörden, Wasserwirtschaft, Landwirtschaft sowie weiteren praxisnahen Institutionen gemeinsam mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Projekts. Auch Teilnehmende aus dem LURCH-Schwestervorhaben GW_4.0, das ebenfalls ein Entscheidungsunterstützungstool für Wasserversorger und Behörden entwickelt, brachten sich ein.
Ein zentrales Diskussionsthema war, dass in Deutschland bisher nicht einheitlich und klar definiert ist, was unter einer nachhaltigen Bewirtschaftung im Kontext der Grundwassernutzung verstanden wird. Die Uneinigkeit in dieser grundlegenden Frage offenbart den noch ausstehenden Bedarf an regulatorischen Vorgaben. Derzeit sehen sich Behörden teilweise mangels klarer Kriterien kaum in der Lage, Wasserrechtsanträgen zu widersprechen – selbst bei Anzeichen möglicher Nutzungskonflikte.
Um zukünftige Verteilungskonflikte zu vermeiden, wurde die Entwicklung einer strategischen Wassermangelplanung für Baden-Württemberg bzw. Deutschland als essenziell hervorgehoben. Diskutiert wurde etwa die Einführung transparenter Priorisierungskriterien, beispielsweise zugunsten des Allgemeinwohls bei Wasserknappheit. Eine Begrenzung der Grundwasserspiegelabsenkung oder eine Differenzierung nach Nutzungsarten – etwa Einschränkungen für nicht-essenzielle Nutzungen – wurden ebenfalls angesprochen.
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Gleichzeitig bestand Konsens darüber, dass eine schrittweise Einführung von Regulierungen sinnvoll sei. Zu rigide Vorgaben zu Beginn könnten allerdings regionalen Spezifika nicht gerecht werden, Akzeptanzprobleme hervorrufen und bestehende Systeme destabilisieren. Ein behutsames Herantasten mit sukzessiver Verschärfung wurde als praktikabler Weg identifiziert.
Seitens der Landwirtschaft stand insbesondere die Frage im Raum, ob sich Investitionen in Bewässerungstechnologien künftig lohnen würden – und wenn ja, unter welchen Bedingungen. Pauschale Antworten hierzu seien vorerst nicht möglich: Sortenwahl, Standortbedingungen und regionale Klimaentwicklungen spielen eine zentrale Rolle. Klar ist jedoch: Die Installation entsprechender Infrastrukturen ist kostenintensiv und mit Risiken verbunden.
Aus wissenschaftlicher Sicht bleibt der Trend eines absinkenden Grundwasserspiegels regional uneinheitlich. Während in manchen Regionen derzeit keine signifikanten Rückgänge beobachtet werden, zeigen andere Teile Deutschlands deutliche Abwärtstendenzen. Diese regionalen Unterschiede verdeutlichen die Notwendigkeit eines differenzierten, datengestützten Managements.
Ein weiterer Aspekt war die Rolle der Raumplanung im Kontext des Wasserschutzes. Es wurde diskutiert, ob hochwertige landwirtschaftliche Flächen nicht vorrangig für den Ackerbau erhalten bleiben sollten, anstatt sie für Siedlungs- oder Infrastrukturmaßnahmen freizugeben und im Sinne einer überörtlichen Planung die nachhaltige Grundwasserbewirtschaftung stärker in räumliche Planungsinstrumente berücksichtigt werden müsste. Zudem wurden hydrologische Folgen urbaner Verdichtung thematisiert – etwa die Einschränkung der Grundwasserneubildung durch Flächenversiegelung oder eine zu schnelle Ableitung von Wasser durch Flussbegradigungen.
Im Hinblick auf die geplanten digitalen Entscheidungstools wurden verschiedene Anforderungen herausgearbeitet. An oberster Stelle stand der Wunsch nach kompatiblen Schnittstellen zur Integration bestehender Datenquellen. Ebenso wurde die Nutzerfreundlichkeit ohne Spezialwissen betont – idealerweise sollten Anwendungen selbsterklärend und als mobile App bzw. durch eine intuitive Bedienoberfläche nutzbar sein. Weitere genannte Kriterien waren Datensicherheit, Transparenz und Zuverlässigkeit (z.B. durch Offline-Fähigkeit).
Schließlich wurde auch der kommunikative Aspekt betont: Behörden müssen künftig nicht nur tragfähige Strategien entwickeln, sondern diese auch nachvollziehbar an die Bevölkerung vermitteln. Die gesellschaftliche Akzeptanz wasserwirtschaftlicher Entscheidungen – insbesondere bei Einschränkungen – hängt maßgeblich davon ab, wie transparent und verständlich die zugrunde liegenden Kriterien und Zielsetzungen kommuniziert werden.
Sarah Fieger, 11/04/2025
